AMEOS Klinikum Osnabrück und Marienstift und vereinbaren intensive Zusammenarbeit – Gemeinsame Veranstaltung zum Auftakt
Osnabrück/Neuenkirchen-Vörden. Eine enge Zusammenarbeit haben das AMEOS Klinikum Osnabrück und die Suchtfachkliniken St. Marienstift Neuenkirchen-Vörden vereinbart. Dazu fand jetzt eine erste gemeinsame Veranstaltung statt, in der es um Trauma-Folgestörungen (PTBS) und Essstörungen ging.
Prof. Dr. Bernhard Croissant, Ärztlicher Direktor AMEOS Klinikum Osnabrück, betonte, dass sich „beide Häuser hervorragend ergänzen. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit“. Das AMEOS Klinikum Osnabrück bietet Patienten mit Traumafolgestörungen und auch Essstörungen speziell auf diese Behandlung zugeschnittene Therapieprogramme an und ist Initiator und Mitglied der Netzwerke Trauma und Essstörungen. Ziel der Netzwerke ist es eine engere, koordinierte, gut strukturierte Zusammenarbeit aller Beteiligten zum Wohle der Betroffenen zu schaffen.
„Wir freuen uns, den Austausch zugunsten der Patienten intensivieren zu können“, so Dr. Thomas W. Heinz (Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der Fachklinik St. Marienstift). Die hervorragende Vernetzung mit AMEOS und auch dem Klinikum Wahrendorff Hannover mache eine solche Veranstaltung möglich. Durch die gute Chemie untereinander sei ein interessantes Programm entstanden. Ziel der Veranstaltung war, aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Trauma-Folgestörungen und Essstörungen aufzuzeigen. Um die Themen weiter zu vertiefen, wurden die Vorträge mit Workshops ergänzt. Unter anderem ging es um den Zusammenhang von Essstörungen und Trauma-Folgestörungen, Begleiterkrankungen von Trauma-Folgestörungen sowie die Spezifika der Erkrankung bei Männern.
Das Thema sei aktueller denn je, sagte Dr. Heinz: 60 Prozent der im Marienstift behandelten Männer hätten ein Trauma als Begleiterscheinung einer Suchterkrankung, bei den Frauen in der Fachklinik St. Vitus Visbek seien es sogar 80 Prozent. Hier, aber auch in der Trauma Ambulanz für den Landkreis sei Traumakompetenz gefragt. Dr. Heinz räumte mit Mythen über Trauma-Folgestörungen auf: Es stimme nicht, dass die Erkrankung ein Zeichen mentaler Schwäche sei. Es könne jeden treffen. „Meistens haben die Betroffenen keinen Einfluss auf den Verlauf“, erklärte der Ärztliche Direktor.
Ein besonderes Thema war Trauma und Migration: Warum sind nicht alle Flüchtlinge traumatisiert? Welche Resilienzfaktoren schützen Menschen davor? Als Folge von traumatisierenden Erlebnissen entwickle jeder zweite Flüchtling eine Trauma-Folgestörung. Im Vergleich dazu erkrankten in der deutschen Allgemeinbevölkerung nur zwei von 100 daran. Die meisten Trauma-Folgestörungen entstünden in Folge von Krieg und Gewalt.
In weiteren Vorträgen sprachen Prof. Dr. Ingo Schäfer (Uniklinikum Eppendorf Hamburg) über aktuelle Entwicklungen in Traumaforschung und Traumatherapie sowie Prof. Dr. Marc Ziegenbein (Klinikum Wahrendorff) über spezielle Therapieangebote für traumatisierte Männer in seiner Klinik. Prof. Dr. Ingo Schäfer leitet als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im UKE Hamburg die Arbeitsbereiche Suchtmedizin und abhängiges Verhalten, die Arbeitsgruppe Trauma und Stressforschung sowie das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS). Prof. Dr. Marc Ziegenbein ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie; Ärztlicher Direktor und Chefarzt im Klinikum Wahrendorff.