Osnabrück. Für 27 Jahre ehrenamtliches Engagement stehen Annelore Charlotte Steuwer und Elisabeth Sollmann, die am 7. Dezember 2017 für die langjährige Leitung der Selbsthilfegruppe für Angehörige von Psychiatriepatienten am AMEOS Klinikum Osnabrück feierlich gewürdigt wurden. Dr. Uwe Kinzel, Chefarzt und stellvertretender Ärztlicher Direktor bedankte sich bei den beiden engagierten Frauen für ihre unverzichtbaren Verdienste in der Selbsthilfearbeit.
Neben den Mitgliedern der Selbsthilfegruppe waren auch Ursula Jahn-Detmer vom Büro für Selbsthilfe und Ehrenamt für Stadt und Landkreis Osnabrück und Dipl.-Psychologin Astrid Welling, die für die Koordination der Angehörigenabende im Krankenhaus zuständig ist, vor Ort, um sich vor dem altersbedingten Ausscheiden der beiden in aller Form zu bedanken.
Ob Depression, Psychose, Sucht oder Angststörungen, die Zahl der Menschen, die wegen psychischer Probleme behandelt werden, nimmt zu. In Anbetracht der allgegenwärtigen Probleme, die eine seelische Erkrankung mit sich bringt, sind die Verwandten, Eltern, Partner und Freunde eine wertvolle Stütze im Krisenfall. Sie übernehmen eine wichtige Rolle bei der Alltags- und Krankheitsbewältigung. Andererseits geraten die Angehörigen aufgrund der andauernden Belastungen häufig selbst an ihre Grenzen. Gefühle von Erschöpfung und Überforderung werden oft berichtet. An dieser Stelle kann die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Auch im Zeitalter der Digitalisierung und in Anbetracht der vielen Möglichkeiten, die sich über soziale Medien bieten, nimmt der ganz persönliche und individuelle Austausch eine wichtige Rolle ein.
Bei ihrer Verabschiedung hielten Annelore Charlotte Steuwer und Elisabeth Sollmann Rückblick auf die langjährige Tradition der Angehörigenarbeit am AMEOS Klinikum Osnabrück. Im Gründungsjahr 1991 entstand aus einer zuvor angeleiteten Informationsgruppe für Angehörige psychisch Kranker die Selbsthilfegruppe, die sich dann in den folgenden Jahren mehr und mehr konstituierte.
„In den 90er Jahren gab es einen regelrechten Boom von Selbsthilfegruppen. Auf diesen Zug sind wir aufgesprungen und haben uns auf den Weg gemacht. In den Anfangsjahren herrschte eine euphorische Stimmung und das Interesse in der Öffentlichkeit war sehr groß.“ erinnert sich Annelore Charlotte Steuwer.
Ein wesentliches Element hierbei war und ist ein über die Jahre gewachsener Zusammenhalt der Gruppenmitglieder bei gleichzeitiger Offenheit für neue ratsuchende Angehörige. „Wir mussten uns auf den Weg machen, es gab noch nicht die heutigen Möglichkeiten, wie z. B. die Informationssuche im Internet“, berichtet Frau Steuwer. Den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe pflegten die beiden leitenden Frauen über gegenseitige Anschreiben, Telefonate und persönliche Besuche. Im Jahr 1996 führte Annelore Charlotte Steuwer das erste Osnabrücker Psychose-Seminar durch, mit dem der sogenannte Trialog zwischen Angehörigen, Psychiatrieerfahrenen und Experten gefördert werden soll. Seit 1997 war sie in der Psychiatrischen Arbeitsgemeinschaft der Region tätig und war darüber hinaus viele Jahre stellvertetende Vorsitzende einer Besuchskommission im Bereich Weser-Ems Süd, die sich regelmäßig einen Eindruck über die Versorgung und Betreuung von psychisch Kranken in diversen Einrichtungen verschaffte. Für ihr intensives und erfolgreiches Engagement erhielt Annelore Charlotte Steuwer vor 15 Jahren die Verdienstmedaille des Landes Niedersachsen für vorbildliche Dienste am Nächsten.
Die gute Vernetzung mit dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen, der inzwischen 8000 Mitglieder in 15 Landesverbänden zählt, und mit dem Landesverband in Hannover sorgten über die Jahre stets für einen guten Informationsfluss und einen regen Austausch auf regionaler und überregionaler Ebene. Wie es mit der Selbsthilfegruppe im kommenden Jahr weitergehen wird, ist völlig offen, da sich bislang leider keine Nachfolge für die Leitung finden ließ.
Zukünftig wird aber weiterhin unter Koordination der Psychologischen Psychotherapeutin Dipl.-Psych. Welling einmal im Monat ein von Ärzten und Psychologen moderierter Informationsabend für Angehörige psychisch Erkrankter stattfinden, der durch Impulsvorträge und Informationen zu bestimmten Störungsbildern ergänzt werden soll.