Darmkrebs – und dann? war der Infoabend der letzten Patientenakademie überschrieben. Vor zahlreich erschienen Besuchern referierten Dr. Harald Straßburger, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie und Dr. Ingo Neumann, Ltd. Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, beide vom AMEOS Klinikum Alfeld, sowie Prof. Dr. Ulrich Kaiser, von der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am St. Bernward Krankenhaus Hildesheim über Vorsorge und modernste Behandlungsmöglichkeiten.
Dr. Neumann lieferte die anatomischen Grundlagen. Er wies besonders darauf hin, dass Darmkrebs im Normalfall keine oder kaum Beschwerden in der frühen Phase der Erkrankung bereitet. „Erst später treten Symptome wie wechselndes Stuhlverhalten, verstärkte Blähungen, Blutabgänge über den Enddarm, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Blässe oder Gewichtsverlust auf.“ Für die frühzeitige Erkennung von Darmkrebs ist eine Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung besonders wichtig, betonten alle drei Mediziner. Hierbei können bereits Vorstufen eines Tumors entdeckt und abgetragen werden.
Wird ein Darmkrebs erkannt, sind Operationen derzeit das einzige Verfahren Darmkrebs zu heilen. „Das gilt sowohl für den Dickdarmkrebs als auch für das Rektumkarzinom“, so Dr. Straßburger. Der Chirurg wies darauf hin, dass in gemeinsamen Expertenbesprechungen, sogenannten Tumorkonferenzen, mittels Einzelfallbesprechung der jeweiligen Patienten ein individueller Behandlungsplan erstellt wird. Hierbei werden die aktuellen Leitlinien und Forschungsergebnisse berücksichtigt. Im Falle einer Operation, welche wo immer möglich minimalinvasiv erfolgt, werden auch die jeweils regional vorliegenden Lymphknoten entfernt. Deren Untersuchungsergebnis gibt schließlich Auskunft darüber, ob bereits eine Ausbreitung des Tumors stattgefunden hat. Dies hat einen Einfluss darauf, welche Nachbehandlung im Anschluss an die Operation erfolgt.
Prof. Kaiser wies noch einmal eindrücklich darauf hin, wie groß die Zahl der Betroffenen ist: Jedes Jahr erkrankt eine Personengruppe von der Einwohnerzahl einer Stadt wie Northeim an einem Darmtumor. „Etwa 27.000 Personen sterben jährlich an den Folgen von Darmkrebs.“ Der Onkologie betonte, dass der Darmkrebs in 20 bis 25 Prozent der Fälle bereits zum Zeitpunkt seiner Diagnose in andere Organe „gestreut“ hat.
Klassische Behandlungsmethoden sind neben der Operation die Strahlentherapie sowie die Chemotherapie. Prof. Kaiser erläuterte zudem einen neuen Behandlungsansatz, die Immunonkologie, von der gute Heilungschancen erwartet werden. „Dabei wird die natürliche Fähigkeit des eigenen Immunsystems genutzt, um den Krebs zu bekämpfen.“
Die Mediziner wiesen darauf hin, dass es möglich ist, das Darmkrebsrisiko zu senken. Wichtig sei dabei eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig Fett, rotem Fleisch und Alkohol. Man sollte nicht rauchen und einen Lebensstil mit körperlicher Aktivität anstreben. Normalgewicht, das heißt ein Bodymass-Index unter 25, ist ebenfalls empfehlenswert. Eine Schlüsselrolle fällt jedoch den Vorsorgeuntersuchen zu. Nur durch eine frühe Erkennung möglicher Vorstufen von Darmkrebs kann dauerhaft die Häufigkeit des Auftretens von Darmkrebs gesenkt werden.
Bei der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum wurde deutlich, dass die Bereitschaft zur Teilnahme an Spiegelungen gestiegen ist und Hemmschwellen durch die Ausführungen der Mediziner abgebaut wurden.
Die nächste Patienten-Akademie Veranstaltung findet am 8. Mai statt. Dann spricht Dr. Amir Kapic, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin über Arterielle Hypertonie.