Während meine Freundinnen auf Mallorca einen Cocktail nach dem nächsten schlürfen, futtere ich Ibuprofen in rauen Mengen. Auf der Suche nach Antworten trotte ich von Wartezimmer zu Wartezimmer. Alles was ich bekomme, sind dieselben ernüchternden Phrasen: „Ist schon nicht so schlimm!“, „Sie haben halt Periodenschmerzen“, „Haben Sie mal Schmerzmittel probiert?“. Urlaub – abgesagt, Treffen mit Freunden – abgesagt, Lebensplanung – abgesagt. Heute geht es mir nicht gut und morgen vermutlich auch nicht.

 

Endometriose ist die häufigste gutartige gynäkologische Erkrankung bei Frauen im geschlechtsfähigen Alter. Dennoch ist der sperrige Fachbegriff für viele Frauen unbekannt. Seit dem Beginn ihrer Periode leiden betroffene Frauen unter Müdigkeit, Erbrechen, Lähmungserscheinungen, krampfhaften Unterleibsschmerzen, Durchfällen und Ohnmachtsanfällen. Auf der Suche nach Antworten finden sie oft nur ratlose Gesichter. So war es auch bei Vivian Wagner und Nadine Spyrka. Beide Frauen leiden seit ihrer Jugend unter starken Schmerzen und waren immer auf der Suche nach einer Antwort. Die Diagnose „Endometriose" erhielten sie erst nach einer jahrelangen Leidensgeschichte. 

Endometriose ist eine gutartige Erkrankung im Bauchraum. Dabei siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) an Stellen an, wo sie nicht hingehören. In den meisten Fällen sind die Eierstöcke, die Eileiter, die Blase, das Bauchfell und der Darm betroffen. Während der Periode blutet dieses Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Gewebe zyklisch mit. Dies erklärt auch, warum Frauen vor allem während ihrer Periode unter starken Schmerzen leiden.

Auf die erste Diagnose, während einer Bauchspiegelung, folgen meist Eingriffe innerhalb des Bauchraums. Bei vielen Patientinnen bleibt es leider nicht bei diesem einen Eingriff. So war es auch bei Nadine Spyrka: Entfernung der Eileiter, Lösung von Verklebungen zwischen Darm und Blase, Entfernung der Gebärmutter. In den letzten 14 Jahren kam die 38-Jährige auf sieben Operationen. Eine immense Belastung für Körper und Seele, auch wenn sie in einer speziellen Fachklinik auf diesem steinigen Weg begleitet wurde. Das Endometriose Patientinnen einen gesetzlichen Anspruch auf eine Rehabilitation haben, ist vielen Betroffenen unbekannt. Auch hier zeigt sich erneut, dass die Erkennung, Bekämpfung und ganzheitliche Heilung von Endometriose noch in den Kinderschuhen steckt.

Die Zusage für die Reha

In zertifizierten Endometriosezentren für Rehabilitation, wie dem AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg, können betroffene Frauen neue Kraft schöpfen, durch Therapiekonzepte Linderung für ihre Schmerzen finden und in einen Austausch mit Fachärzt*innen und anderen betroffenen Frauen treten. Dabei ist es egal, ob Frauen, wie Vivian Wagner, direkt nach ihrer ersten Bauchspiegelung und der Diagnose kommen, oder wie Nadine Spyrka, nach einem jahrelangen Leidensweg. Wichtig ist, dass beide Frauen den Weg in die Reha gefunden haben und damit einen weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit gegangen sind. 

Beide besuchten im Sommer 2020 die zertifizierte Rehabilitation für Endometriose Patientinnen in Ratzeburg und berichteten im Anschluss von Ihren Erfahrungen, ihren positiven und negativen Erlebnissen sowie von ihrer individuellen aber doch sehr ähnlichen Leidensgeschichte. Sie sind sich einig: Die Reha spiegelt einen Wendepunkt in ihrem Umgang mit der Krankheit wieder.

In gezielten Therapieprogrammen lernten die betroffenen Frauen mit den Schmerzen umzugehen und diesen entgegenzuwirken. Als besonders positiv nahmen beide Rehabilitandinnen die Klangschalentherapie, die Bewegungstherapie, Yoga und Einzelgymnastik war. Hier lernten sie ihren Schmerz zu lenken und zu kontrollieren. Da Endometriose eine vielschichtige Erkrankung ist, wird sie in Ratzeburg auch vielschichtig behandelt. Im Wesentlichen kann man die Angebote in vier Bereiche aufteilen: sportliche und gymnastische Arbeit, Zeit zur Reflektion und Entspannung (Hydrojet, Massagen, Entspannungstherapie), psychologische Arbeit in Einzelgesprächen und Gruppensitzungen sowie Vorträge zu diversen Themen (Kinderwunsch, Ernährung, Sexualität).

Neben diesem straffen Programm gibt es jedoch immer wieder Phasen der Erholung. „Ich stelle mich selbst gerne zurück und schaue sonst immer mehr nach den Anderen. Während meiner Reha ging es endlich einmal nur um mich“, erinnert sich Nadine Spyrka mit einem Lächeln im Gesicht. Die gelernte Altenpflegerin ist es gewohnt, in ihrem Beruf alles für die Gesundheit anderer zu geben. Sie selbst kam dabei jahrelang zu kurz. Sich und seine eigene Gesundheit ins Zentrum rücken, lernen den eigenen Körper wieder wahrzunehmen und entsprechend auf die körperlichen Signale zu reagieren - eine Arbeit von Wochen, die auch nach der Reha nicht endet. Immer dabei, ihre Hündin Mila. Sie gab ihr Kraft an den schweren Tagen und begleitete Sie Schritt für Schritt durch die Reha.

Der Blick Richtung Zukunft

Wie geht es für die 24-jährige Vivian Wagner weiter? Sie steht am Anfang ihrer Endometriose Erkrankung und hat direkt die richtigen Weichen gestellt. Für sie ist und wird Endometriose immer ein Teil ihres Lebens sein. Aus diesem Grund zu verzweifeln, entspricht nicht ihrer Natur. Sie will eine Mutmacherin für anderen Frauen sein und klärt in ihrer Social Media Community junge Frauen über Endometriose und den Nutzen einer Rehabilitation auf. Aus der Reha nimmt sie nicht nur die Kontrolle über die Schmerzen, sondern auch regelmäßigen Sport mit in ihren Alltag sowie Hoffnungen für ihren bestehenden Kinderwunsch. 

Nadine Spyrka kämpfte ihr Leben lang gegen die Endometriose. Die Reha in Ratzeburg hat ihr eine neue Perspektive auf das Leben geschenkt. Altenpflege als Traumberuf und das als chronisch kranke Patientin? So langsam fehlt selbst ihr die Kraft dafür. Seit ihrer Reha stehen nicht mehr nur die anderen im Fokus, sondern auch ihre eigene Gesundheit. Nadine Spyrka absolviert daher aktuell eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung und bleibt so der Leidenschaft für die Pflege treu. Für die Reha würde sie sich jederzeit wieder entscheiden. 

Morgens beginnt mein Tag mit Yoga! Ankommen im Tag, in den Bauch und meinen Körper atmen, aktiv bleiben. Der Computer fährt nebenbei leise schnurrend hoch. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen durch mein Dachfenster. Wie ist es heute? Ich höre in mich hinein. Heute: weniger Schmerzen! Ein guter Tag. Vielleicht klappt es dieses Jahr sogar mit dem Urlaub.

Zur Reha bei AMEOS

Das Endometriosezentrum für Rehabilitation im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg ist seit vielen Jahren auf die Behandlung von Endometriose Patientinnen spezialisiert. Neben diesem Schwerpunkt widmet sich das AMEOS Reha Klinikum drei weiteren Leistungsbereichen: Rehabilitations- und AHB-Klinik für Onkologie, Gynäkologie, Urologie, Pneumologie, Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige und Rehabilitationsklinik für Psychosomatik. Nicht nur mit seiner medizinischen Kompetenz und apparativen Ausstattung überzeugt das Reha Klinikum Ratzeburg seine Patient*innen, sondern vor allem mit seinem individuellen Therapiekonzepten. Weitere Informationen zu den verschiedenen Behandlungskonzepten und Ansprechpersonen finden Sie auf unserer Website.