«Bei mir wurde ein Darmtumor festgestellt. Er soll nun wegoperiert werden. Mein Chirurg hat mir erzählt, dass er dafür den Bauch aufschneiden muss. Kann man das nicht umgehen?» Hans B., 72 Jahre
Norbert Runkel antwortet:
Polypen und Frühkarzinome werden im Rahmen einer Dickdarmspiegelung abgetragen (endoskopisch). Alle anderen Tumore werden operiert. Mehr als einhundert Jahre lang geschah dies über einen grossen Bauchschnitt. In dieser Zeit wurden die auch heute noch gültigen Standards zum Ausmass der Darmentfernung entwickelt. Man unterteilt sie in Abhängigkeit vom Heilungsziel in radikale und palliative Resektionen. Die Regeln für die Mitnahme der Lymphbahnen wurden in jüngster Zeit konkretisiert und in das Konzept der «complete mesocolic excision» eingefügt. Leider richten sich noch nicht alle Chirurgen danach.
Die Laparoskopie (Bauchspiegelung) vermeidet den Bauchschnitt durch Verwendung von sondenförmigen Instrumenten und einer Videokamera, die über mehrere kleine Stiche in den Bauch eingeführt werden. Die Vorteile der Laparoskopie sind seit mehr als 20 Jahren gesichert: geringere Schmerzen, weniger Wundinfektionen, raschere Erholung, weniger Stress und weniger Krebsrückfälle. Die laparoskopische Operation ist damit klar besser als die offene.
Laparoskopische oder offene Chirurgie beschreiben also lediglich den Weg in den Bauch, nicht aber was drinnen geschieht. Auch mit der Laparoskopie können die modernen Regeln der «complete mesocolic excision» befolgt werden. Heutzutage gibt es nur noch sehr wenige Ausnahmen für die laparoskopische Operation von Darmtumoren. Selbst erweiterte Resektionen unter Mitnahme von anderen Organen und Strukturen können von Erfahrenen gemeistert werden. Allerdings ist die Technik sehr anspruchsvoll und erfordert ein langes Training. In Ermangelung dessen operieren manche Chirurgen lieber offen.
Wenn Ihnen eine offene Operation vorgeschlagen wird, so sollten sie sich eine Zweitmeinung einholen. Die Chirurgen des AMEOS Spitals Einsiedeln sind spezialisierte Viszeralchirurgen mit hoher Fachkompetenz in der laparoskopischen Krebschirurgie.