Vergrösserung der Prostata
Definition
Die benigne Prostatahyperplasie, kurz BPH, ist eine mit Vergrößerung des Organs einhergehende Hyperplasie der Prostata (Vorsteherdrüse), die vorwiegend ältere Männer betrifft.
Eine BPH führt zu folgenden Veränderungen an der Blase: Aus dem erhöhten Auslasswiderstand durch die Kompression der Harnröhre resultiert eine reaktive Detrusorhyperplasie, die in eine Restharnbildung mündet, wenn der erhöhte Auslasswiderstand nicht mehr kompensiert wird. Bei weiter bestehender BPH folgt schließlich die Ausbildung eines vesikoureteralen Refluxes und einer Hydronephrose, die bis hin zur Niereninsuffizienz führen kann.
Stadien der benignen Prostatahyperplasie
- Stadium I
Dysurie, Nykturie, Startschwierigkeiten, Strahlabschwächung, kein Restharn - Stadium II
Restharn > 50 ml, beginnende Dekompensation - Stadium III
Überlaufblase, Stauungsnieren, akuter Harnverhalt, postrenales Nierenversagen
Symptome
Die Hyperplasie per se verursacht keine Symptome. Nur durch Einengung der Harnröhre oder einen ventilartigen Verschluss des Blasenausgangs (Mittellappenadenom) entstehen Symptome:
- Häufiger Harndrang
- Unterbrechung des Nachtschlafs durch Harndrang
- Abschwächung des Harnstrahls
- Unkontrollierter Harndrang
Komplikationen
Die Entwicklung von Restharn begünstigt Harnwegsinfektionen sowie die Entstehung von Blasensteinen und führt damit zum Harnstau. Die Entstehung einer Makrohämaturie ist durch Ruptur gestauter Venen im Blasenausgangsbereich (Varizen am Blasenhals) möglich.
Weitere Komplikationen sind:
- Balkenblase (trabekuläre Hypertrophie der Blasenmuskulatur)
- Hydroureter/Hydronephrose
- Nierenversagen
Diagnostik
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung:
- Harnblase vergrößert evtl. tastbar
- Bei der rektalen Untersuchung erfolgt eine Beurteilung der Größe, Konsistenz und evtl Nachweis von Indurationen der Prostata. - Sonographie:
- Restharnbestimmung möglich (Länge x Höhe x Tiefe x 0,5)
- Bei sehr grossen Restharnmengen zusätzlich Sonographie der Niere zum Ausschluss einer Hydronephrose
- Zur Größenbestimmung der Prostata dient die transrektale Sonographie
- Bei unklarem Ultraschallbefund immer histologische Abklärung mittels Biopsie/MRI - Infusionsurogramm (hier erkennt man evtl. eine Anhebung des Blasenbodens durch die hyperplastische Prostata)
- Laborchemische Untersuchungen (Retentionswerte, Elektrolyte, Prostataspezifisches Antigen(PSA))
- Uroflowmetrie: Maximalflow < 15 ml/s
Differentialdiagnose
Bei Restharnbildung ist immer auch an eine Urethrastriktur zu denken. Bei irritativen Miktionsbeschwerden ist immer auch an einen Blasentumor und eine neurogene Blasenentleerungsstörung zu denken.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung.
In Stadium I wird die benigne Prostatahyperplasie konservativ behandelt. Hierzu verwendet man pflanzliche Präparate (Phytotherapeutikum) des Kürbis, Brennnessel oder Sägepalmextrakte.
In Stadium II wird die benigne Prostatahyperplasie ebenfalls konservativ behandelt. Jedoch kommen hierbei stärker wirksame Medikamente zum Einsatz. Durch selektive Alpha-Blocker, die an α1A-Rezeptoren wirken (z.B. Tamsulosin) wird eine Relaxation der glatten Blasenhalsmuskulatur erreicht. Häufige Nebenwirkungen während der Therapie sind:
- Schwindel
- Orthostasereaktion
- Hypotonie
5-Alpha-Reduktasehemmer (z.B. Finasterid) verkleinern die Prostata durch Eingriff in den hormonellen Stoffwechsel der Drüse, der Effekt auf den Uroflow und die Symptomatik ist dabei gering. Zu beachten ist dabei, dass durch 5-a-Reduktasehemmer der PSA-Wert halbiert wird.
Eine Reduzierung des Prostatavolumens ist auch durch Antiandrogene möglich, bei denen jedoch eine Impotenz resultiert.
Das Stadium III wird operativ behandelt. Indikationen für eine operative Therapie sind:
- Überlaufinkontinenz
- wiederholte akute Harnverhaltung
- Blasensteine
- Rezidivierende Harnwegsinfekte
- Restharn > 100 ml
Eine relative Indikation sind Pollakisurie sowie Schlafstörungen durch Nykturie.
In Abhängigkeit von der Größe der Prostata kann eine transurethrale Inzision der Prostata (TUIP), eine transurethrale Prostataresektion (TUR-P) oder Prostata Vaporisation durchgeführt werden bzw. bei großer Prostata eine offene chirurgische Enukleation (transvesikale, retropubische Adenomektomie). Als Grenzwert für die transurethrale Resektion der Prostata gilt eine Adenomgröße, die einem Organgewicht von 60 bis 80 g entspricht.
Zur Gewährleistung ausreichender Sichtverhältnisse wird bei der TUR-P ein Spülmedium verwendet, das elektrolytfrei ist. Während der OP gelangt über eröffnete Gefäße von dieser Spüllösung bis zu 1 l in das Blutgefäßsystem, Folge davon können eine Überwässerung und eine Hyponatriämie sein (TUR-Syndrom).
- Thermische Koagulationsnekrose des Adenomgewebes
- Hyperthermie-Therapie
- Laservaporisation (Greenlight-Laser, HoLEP, ThuVEP, ThuLEP)